Podcast #77 mit Timmy Lack, Vertriebsleiter und Prokurist bei Wucato

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Ein Leben ohne Würth ist möglich, aber sinnlos. Das gilt auch für Timmy Lack, der seit 20 Jahren Teil der Würth-Gruppe ist, und nach einigen Stationen im Konzern im Jahr 2019 zu Wucato gewechselt ist. Nach dem Update mit Simple System wollte ich auch erfahren, wie es um Wucato bestellt ist.

Im Podcast sprechen Timmy und ich über:

  • Das Wucato Geschäftsmodell
  • Wie sich die digitale Beschaffung im B2B wandelt
  • Wie sich die Strategie von Wucato in diesem Kontext weiterentwickelt

Das Wucato Geschäftsmodell

Wucato ist der digitale Beschaffungsmarktplatz der Würth-Gruppe, der ursprünglich mit der Idee gestartet war, die Sortimente der Würth-Tochterunternehmen auf einer zentralen Beschaffungsplattform für Kunden zu bündeln. So schuf die Würth-Gruppe für die Kunden eine zentrale „Konzerneinkaufsmöglichkeit“.

Neben den eigenen Sortimenten wurde das Sortiment früh auch mit Konzern-externen Lieferanten auf ca. 100 insgesamt erweitert, ganz im Sinne der Kunden. So gehörten Lieferanten wie Viking Office, Jacob Elektronik oder Lyreco schnell zum Sortiment dazu. Sortimente, die zu den Würth-Gruppen-Sortimenten komplementär waren. Mittlerweile stehen über 20 Millionen Artikel auf Wucato zur Verfügung.

„Bei 20 Millionen Artikeln zählt die Produktdatenqualität. Deshalb machen wir auch nicht die Plattform auf und werfen alles drauf“ – Timmy Lack

Wucato ist ein C-Teile-Beschaffungsmarktplatz bzw. eine Beschaffungsplattform. Im Fokus stehen klar „C-Teile“ aller Art. Also die Artikel, die eher geringeren monetären Wert haben, aber trotzdem hohe Prozessaufwände in der Beschaffung machen. Aufgrund der bereits hohen Artikelanzahl ist weniger das Sortiments- und Lieferantenwachstum im Fokus, stärker die Datenqualität. Kunden der Plattform können trotzdem ihre eigenen Lieferanten mitbringen, sodass nach wie vor selektiv erweitert wird.

B2B Beschaffungsplattformen im Trend

Beschaffungsplattformen liegen voll im Trend, gerade in Einkaufsabteilungen im B2B Mittelstand. Der Markt wächst generell, Corona hat als Booster gewirkt. Das Grundverständnis, so Timmy, ist heute höher, als noch vor der Corona-Zeit. Trotzdem ist die Marktdynamik noch beherrschbar.

Der Direct-to-Consumer (Customer) Trend, dass B2B-Hersteller aus ihren klassischen, mehrstufigen Vertriebswegen ausscheren, ist bei Wucato auch spürbar. Einige Hersteller haben in den letzten Jahren erfolgreich versucht, über Wucato ihre Produkte mit höherer Kontrolle an die Endkunden heranzubringen. Obwohl, gerade im C-Teile-Bereich, die Konsolidierungsfunktion des Handels noch höheres Gewicht hat, als z.B. bei Power Tools (man denke an das D2C-Paradebeispiel Festool).

Die Marktplatzifizierung der letzten Jahre ist ebenfalls etwas, was Timmy in den letzten Jahren gespürt hat. Viele B2B-Händler und -Hersteller haben versucht, in ihrem Produktsegment die „führende Plattform“ zu werden. Teilweise führt das im Markt zu abstrakten Konstruktionen: Lieferanten, die zwar selbst als Lieferant auf Wucato gelistet sind, aber zudem noch eine eigene Plattformlösung an die gleichen Kunden herantragen. An digitalen Kanälen und Plattformen mangelt es Kunden definitiv nicht mehr.

„Schuster, bleib bei deinem Leisten. Wenn ich Drucker verkaufe, dann muss ich jetzt nicht noch versuchen, die Colaflasche mitzuverkaufen, wenn ich da nicht wirklich nachhaltig rangehe.“ – Timmy Lack

Digitale B2B Beschaffung im Wandel

Insgesamt, so Timmy, hilft das aber alles, damit sich der Markt stärker mit dem Thema digitale Beschaffung beschäftigt. Während der Kontakt in der realen Welt für beide Seiten, Lieferant und Einkäufer, wichtig und bestehen bleibt, wird der Bestellakt immer stärker digital und automatisiert, auch und gerade beim indirekten Material. Die Zeiten, in denen B2B-Einkaufsabteilungen als Faxgerät-süchtige Rückständler dargestellt werden, sollten also bald vorbei sein.

Timmy sieht einen klaren Trend zur Automatisierung, auch in Verbindung mit automatischen Bestellsystemen wie Ausgabeautomaten etc. Auch hier ist Wucato angebunden. Klassischerweise passiert jedoch viel über ERP-Anbindungen. Auch hier bestätigt Timmy einen klaren Trend, dass diese Anbindungen längst keine Konzernthemen mehr sind, sondern auch im Mittelstand immer wichtiger, bedeutender und selbstverständlicher werden.

Ohne Produktdaten keine KI-Assistenten

Der unromantische Beschaffungsakt im B2B dominiert zwar, doch schöne Frontends wird es weiterhin geben. Der User benötigen gute, grafische Interfaces, und auch unter der Motorhaube, in den Produktdaten, wird weiter Zeit und Arbeit investiert werden müssen. Nicht nur bei Wucato, sondern generell. Produktdaten sind ein Dauerthema und Grundvoraussetzung für Lieferanten, online erfolgreich sein zu können. Die Hoffnung, dass KI diesen Job restlos übernimmt, ist (noch) verfrüht. KI-Assistenten gibt es zwar, doch wer besten Content will, der muss, so Timmy, heute noch in gute alte Handarbeit investieren.

KI-Assistenten werden auch in der B2B-Beschaffung kundenseitig eine Rolle spielen. Auch wenn Kontierungs-, Budgetierungs- und Beschaffungsregeln weiterhin eingehalten werden müssen. Diese Komplexität bestehender Beschaffungsstrukturen ist es auch, was Timmy sicher macht, dass Plattformen wie Wucato erstmal noch eine gute Zeit lang weiter so funktionieren werden wie heute.

„Die Daten (für KI-basierte Entscheidungen) sind da, die stellen wir zur Verfügung. Die Einkaufsentscheidung trifft der Kunde.“ – Timmy Lack

Bis dahin beschäftigt sich die digitale Beschaffung im B2B vor allem damit, effizienter zu werden. Betrachtet man den indirekten Einkauf, stehen KPIs wie Anzahl konsolidierter Lieferanten im Fokus. Darüber hinaus sind natürlich Prozesskosten-KPIs ein wichtiges Thema, laut Timmy allerdings auch das Thema, das am schwierigsten zu erfassen ist. Hier sind vor allem die Einkaufsabteilungen gefordert, denn diese KPIs sind sehr individuell.

Großer Markt, große Ambition

Amazon Business, kurz nach Wucato gestartet, ist heute übrigens kein spürbarer Hemmschuh für Wucato. “Der Markt ist groß genug,” schätzt Timmy die Lage ein. Er setzt weiter auf Integration in Warenwirtschaftssysteme seiner Wucato-Plattform und Automatisierung von Bestellprozessen. Darüber hinaus ist die Internationalisierung der nächste Horizont, den Wucato in den nächsten Jahren erreichen will.

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