Chicago, 18.10.2016. Es war die erste Veröffentlichung von Quartalsergebnissen durch D.G. Macpherson, der zum 01. Oktober planmäßig das Amt des CEOs von James T. Ryan übernahm. Was Grainger zu den Ergebnissen des Q3 2016 verkündet, lässt weitere Rückschlüsse auf die Entwicklung des Single Channel Online Business, als auch des Businesses in UK zu, das im letzten Jahr durch den Zukauf von Cromwell strategisch auf eine neue Ebene gehoben wurde.
Spätestens seit Amazon Business als Zeuge vor Gericht erklärte, dass Grainger der Hauptwettbewerber ist, lohnt sich die genaue Betrachtung des Unternehmens. Neben der erfolgreichen digitalen Transformation des Kerngeschäfts schafft es Grainger, neue digitale B2B-Geschäftsmodelle der bestehenden Infrastruktur aufzubauen. Das macht sie global zu einem guten und raren Beispiel.
Grainger beweist sich in einem schwierigen Markt
Während Deutschland wirtschaftlich gesehen nach wie vor einer Insel der Glückseligen gleichkommt, ziehen in den USA schon wieder dunkle Wolken am Konjunkturhimmel auf. Im Truck Manufacturing Market z.B. lagen die Produktions- und Absatzzahlen des Jahres 2016 im September ca. 30% unter denen des Vorjahres. Ein ungutes Zeichen für die Wirtschaft der USA.
Umso erstaunlicher ist es da erst einmal, dass Grainger sich in diesen Zeiten relativ gut behaupten kann. Der Umsatz in Q3 stieg auf 2,6 Mrd. USD, ein Plus von 3% gegenüber dem Vorjahr. Von diesen 3% stammen allerdings 2 Prozentpunkte aus der Akquisition von Cromwell, die letztes Jahr im September über die Bühne ging. Immerhin 1% Wachstum konnte Grainger durch Preiserhöhungen erzielen.
Die Erträge gingen im gleiche Zeitraum um 3% von 192 auf 186 Mio. USD zurück. Ein fundamentaler Grund hierfür ist laut der Aussage des Grainger-Reports u.a. ein “unfavorable customer mix”, der zu einem Rückgang des Rohertrags von 41,9% auf 40,0% führte. Der Effekt des “unfavorable customer mix” irritiert an dieser Stelle ein wenig, war man es doch seither von Grainger gewohnt, dass die Kunden über die Verortung im richtigen Kanal, z.B. im E-Commerce, “favorable” gestaltet werden konnten.
Single Channel Online Business wächst in Q3 um ca. 53 Mio. USD
Schwer macht es Grainger seinen Followern, wenn es darum geht, die Performance des “Single Channel Online Business” abzulesen. Diese Unit beschreibt bei Grainger die Geschäftsmodelle Zoro USA, Zoro Europe und MonotaRo in Japan. Da sie aber Teil der liebevoll benannten “Other Businesses” ist, ist die Rechnerei eine schöne Denksportaufgabe.
Jahr | 2015 | 2016 | ∆ |
Umsatz Q3 | 354,7 Mio. USD | 482,0 Mio. USD | +127,3 |
Die +127,3 Mio. USD (≈36%) Umsatzwachstum resultieren lt. Report aus:
- Akquisition Cromwell UK mit +56,57 Mio. USD (≈16%)
- Organische Umsatzsteigerung +53,04 Mio. USD (≈15%)
- Wechselkurseffekte (5%) +17,78 Mio. USD (≈5%)
Die Single Channel Online Businesses wuchsen um 38%. Hier spricht Grainger von einer starken Performance. Der gesamte Umsatz in diesem Bereich dürfte mittlerweile ca. 1 Mrd. US-Dollar betragen. Cromwell, das britische MRO-Versandhandelsunternehmen mit Sitz in Leicester, das Grainger im letzten September für ca. 480 Mio. USD gekauft hat, erwirtschaftete im letzten Jahr (Geschäftsjahr bis August) einen Umsatz von ca. 350 Mio. USD.
Es ist nach der Gründung von Zoro Europe 2014 in Düsseldorf der nächste Schritt Graingers, den europäischen Markt über den digitalen Weg aufzurollen. Schon Anfang des Jahres hatte James T. Ryan erklärt, die Akquisition von Cromwell würde den Markteinstieg in Europa erleichtern und beschleunigen:
“We have demonstrated that when we have a broad product line and supply chain scale as we do in the United States, we can develop a profitable online model very quickly. Cromwell is a great company with an outstanding product offering, strong management team, and stable supply chain and will be a strong addition to Grainger.”
Fazit: Pureplay wins?
Würde man das Management in Lake Forest fragen, was wohl das Positivste am dritten Quartal war, landete das Wachstum im Single Channel Online Business sicher unter den Top 3. Während es in fast allen anderen Bereichen nur schleppend vorangeht, scheint das Pureplay Geschäft bei Zoro in den USA und Europa aufzugehen. 15% Wachstum dank steigendem Volumen und 38% Wachstum im Single Channel Online sprechen für sich.
Bei MonotaRo profitiert Grainger zuletzt auch von der Aufwertung des Yen gegenüber dem Dollar. Spannend bleibt zu sehen, wie sich Cromwell weiter entwickeln wird. Schließlich ist Großbritannien, mit oder ohne EU, in Europa der zweitgrößte und -wichtigste B2B E-Commerce Markt nach Deutschland. Strategisch scheint Grainger also erst einmal gut aufgestellt. Wenn bloß die unfavorable Customers nicht wären.
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