Bereits am 06. und 07. Oktober fand die Amazon Business Exchange statt, die ich mir trotz dem ganzen Arbeitsaufwand, den so ein Start-up wie bex mit sich bringt, reingezogen habe. Der aufmerksame Beobachter kann für sich aus der ABX einige Infos rausziehen, die für das eigene Geschäft, egal ob im Einkauf oder im Vertrieb, von Bedeutung sein können.
Im Folgenden liste ich die fünf Sachen auf, die ich mir genauer angeschaut habe:
1. Todd Heimes, Director Amazon Business International
In der Keynote wurde offensichtlich, worum es Amazon Business in der Ansprache von B2B-Kunden geht. Zwei einfache, aber sehr treffende Argument:
- Digitalisierung und Automatisierung im Einkauf ist – nicht erst seit Covid-19 – ein wichtiger Faktor in Einkaufsorganisationen
- Mit Amazon sparen B2B-Kunden im Einkauf, z.B. 13% (eigene Angaben) im Durchschnitt bei IT- und Büroausstattung
Darüber hinaus hat es Amazon Business in diesem Jahr geschafft, 75 Millionen neue Produkte auf die Plattform zu bringen.
2. Was ist in der Amazon Business Entwicklungspipeline?
- Single Creditor Modell: Bald wird es für Amazon Business Kunden die Möglichkeit geben, von einem zentralen, europäischen Amazon-Unternehmen eine Rechnung für alle Käufe auf Amazon zu bekommen. Aktuell wird dieses Modell schon mit 1.000 Kunden in Europa getestet, die Expansion ist bereits geplant.
- Unterstützung von multi-rechtlichen Einkaufseinheiten: Die Möglichkeit, dass mehrere rechtlich selbstständige Einheiten über einen zentralen Amazon Business Account einkaufen
- E-Invoicing: Mit Coupa hat Amazon seine erste digitale Rechnungsstellung umgesetzt. E-Invoicing soll auch auf Plattformen wie SAP Ariba oder über EDI-Anbindung ausgerollt werden.
- Zudem wurde die Produktdatenklassifizierung nach UNSPSC umgesetzt
3. Forrester Total Economic Impact Report
Forrester hat im Auftrag von Amazon Business eine Studie dazu durchgeführt, wie Amazon Business (mit Verwendung von Business Prime) tatsächlich im Einkauf Geld spart. Die ganze Studie gibt es hier zum Download. Die Ergebnisse, hergeleitet in im Total Economic Impact Modell (TEI; Datenaggregation auf Basis von Kundenbefragungen), das Forrester selbst entwickelt hat, sind so beeindruckend wie beängstigend.
- 462.869 GBP Einsparung
- 61.406 GBP Kosten
- 401.463 GBP Nettobarwert
- 654% ROI
4. Forrester Research – die Zukunft des Einkaufs
Nicht nur Covid-19 oder klassische Anforderungen wie Kostensenkungen erhöht den Druck auf den Einkauf. Hinzu kommen mittlerweile immer mehr Anforderungen von der “Vertriebsfront”, z.B. der Beitrag des Einkaufs zur Customer Experience und somit auch zum Umsatzwachstum. Forrester hat dazu eine Studie mit 200 Führungskräften aus dem Einkauf gemacht und folgendes herausgefunden:
- Mit 34% ist “Kostenreduzierung” nach wie vor die höchste Priorität im Einkauf
- Neben Kostenreduzierung ist die Risikoreduzierung in der Supply Chain eine erfolgskritische Priorität (34%)
Bestehende Initiativen in den Einkaufsabteilungen zur Verschlankung und Automatisierung des Einkaufs gehen oft schleppend voran und hängen an Themen wie z.B.:
- System-, Rahmenvertrags- und Preisintegration (44%)
- Lieferantenauswahl (42%)
- Leistungsbeurteilung über mehrere Lieferanten hinweg (40%)
5. Was sieht Forrester als zentrale Trends im Einkauf?
- Künstliche Intelligenz und Automation: Der Großteil der in der Studie befragten Unternehmen haben im Einkauf bereits in KI oder Advanced Analytics investiert oder planen, dies zu tun. Erhoffte Ergebnisse: Verbesserte Transparenz, Reduzierung manuellen Aufwands, Optimierung der Ausgaben
- Marktplätze: Einkaufsorganisationen erhoffen sich dadurch bessere Preise, einfachere Prozesse, einfacheres Lieferantenmanagement und bessere Transparenz über Preis- und Sortimentsstrukturen
- Fokus auf strategische Wertschöpfung: Der Einkauf darf zukünftig nicht mehr nur der Abwickler sein, sondern muss sich überlegen, wie zur Kostenreduktion beigetragen werden kann, Lieferketten stabil gehalten werden können, sich stärker mit dem Vertrieb vernetzen und die eigenen Mitarbeiter und letztendlich Kunden glücklich machen.
Zum Abschluss der ABX wurden noch Awards an die Kunden vergeben. Bei meinen eigenen Events habe ich auch hin und wieder schon Awards vergeben, meistens aus Spaß mit einem ernsten Hintergrund. Bei den ABX-Awards ist mir jedoch eine Sache aufgefallen, die ich selbst schon einige Male über Amazon Business angemerkt habe. Die Kunden kommen von überall, sind aber meistens schon eher “gewachsene” Unternehmen:
- HC-One: Großer Pflegedienst- und Pflegeheimbetreiber aus UK mit über 328 Pflegeheimen
- Airbus: Einer der größten globalen Luft- und Raumfahrtkonzerne
- Telefónica: Einer der größten globalen Telekommunikationskonzerne
- Zalando (bzw. deren Head of Procurement): Größte europäische Modeplattform