Zwei Jahre sind vergangen, seit Amazon Business in Deutschland gelauncht hat. Was hat sich seither getan? Für die einen weniger, als sie sich erhofft, befürchtet oder erwartet hätten. Für die anderen ist Amazon Business noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Immer wenn ich nach Zahlen zu Amazon Business gefragt werde, muss ich verschämt herumdrucksen, da ich weder Umsätze, noch Anzahl Kunden, noch sonst irgendwas kenne (außer die Zahlen, die Amazon sowieso publiziert, zuletzt vor einigen Monaten).
Mit Amazon Business ist es ein bisschen so wie mit einem Sommergewitter im Schwimmbad. Erst verschwindet die Sonne, dann ziehen Wolken auf, dann wird es windig, dann kommt der Regen, dann sieht man die ersten Blitze am Horizont. Spätestens jetzt steigen die einen aus dem Wasser oder geben die bequeme Liegewiesen-Position auf. Die anderen spekulieren bis zuletzt darauf, dass das Gewitter doch noch vorbeizieht und versuchen, die Sekunden zwischen Blitz und Donner zu zählen, um zu bestimmen, wie weit das Gewitter noch weg ist. Das eine ist schlau, strategisch und vorseherisch, das andere dumm, unbeholfen und naiv.
Kurzum: Sich damit anzufreunden, dass der Sommer bald vorbei sein könnte und daraufhin Maßnahmen zu ergreifen hilft, den nächsten Sommer auch noch zu erleben. Aktive Ignoranz, das drohende Gewitter könnte ja allen gefährlich werden, nur eben MIR nicht, vielleicht weil die Badehose eine andere Farbe hat, als die der anderen Schwimmer, sorgt eher dafür, dass man nicht merkt, wenn der Blitz durch einen durchschießt. B2B-Unternehmen, die sich also auch 2019 nicht mit einer Amazon-Strategie beschäftigen, laufen naiv Gefahr, gegrillt zu werden – egal wie erklärungsbedürftig die Produkte, egal wie superspeziell der eigene Markt zu sein scheint.
In der Retrospektive wird dies irgendwann einfacher zu bewerten sein, ich wage mich daher trotzdem an eine Prognose: Im B2B Digital Commerce ist es, frei nach Amazon, immernoch “Day One”. Ich füge hinzu: Early in the Morning! Amazon Business ist wahrlich nicht der First Mover im B2B-Digital-Commerce-Markt, auch scheinen lange nicht alle Dinge so zu funktionieren, wie sich Amazon das vorgenommen oder vorgestellt hat. Doch ich glaube, auf einer Zehn-Jahres-Perspektive wird Amazon auch im B2B Digital Commerce in Deutschland eine bedeutende Rolle spielen. Zeit also, sich Gedanken zu machen, wie man als B2B-Hersteller, -Marke oder -Händler aktiv damit umgeht.
Meine Einschätzungen zu Amazon Business erläutere ich am 15. Januar 2019 beim Amazon Sales Kongress in Berlin. Die Veranstalter haben mich gebeten, ein wenig Werbung für diesen Kongress zu machen. Eine wirklich hervorragende Veranstaltung und ein “Must Visit” des Konferenzjahres 2019 für alle B2B-E-Commercler. Das Line-up an Speakern hat es in sich:
- Alexander Graf (Chief-E-Commerce-Influencer, Kassenzone.de): Ist der Ausbruch aus dem „Amazon Gefängnis“ möglich – oder erleben wir nur das Gefangenendilemma reloaded?
- Phil Layer (Amazon-Stratege, ehem. Bosch Power Tools): Warum Vendoren auch Seller sein sollten
- Christian “Otto” Kelm (Amazon-SEO-Papst): Amazon-Erfolg nur mit Content und Marketing? Wie wäre es mit Markenführung und Markensteuerung?!
- Franz Jordan (Amazon-Analytics-Guru, Sellics): Die wichtigsten Amazon Updates für 2019
Der Kongress findet unter dem Motto “Erfolgsstrategien für Vendoren und Seller” am 15. und 16. Januar 2019 in Berlin (Hotel “Berlin, Berlin”) statt. Drei Tracks sorgen dafür, dass die Amazon- und E-Commerce-Verantwortlichen von Herstellern, Marken und Händlern Content-technisch nicht zu kurz kommen. Außerdem eine hervorragende Gelegenheit zum Networking.
Das Programm im Detail findet sich unter www.amazon-sales-kongress.de. Wer Tickets kaufen möchte spart mit dem Gutschein-Code “WA200” sagenhafte 200 EUR auf das Ticket.
Ich glaube, du hast dich in der Überschrift verschrieben. Müsste es nicht „und“ statt „oder“ heißen…?
Nö, wieso? Eine Strategie hilft einem ja dabei, nicht baden zu gehen. Spoiler Alert: „All-in“ ist wohl nicht die beste Lösung.
Zuallererst sollte man erst mal eine Digital-Strategie haben. Und dann überlegen, ob es überhaupt eine richtige “Amazon-Strategie” im B2B für den eigenen Bereich geben kann.
Nur weil ich die richtigen Weichen stelle, habe ich noch lange nicht die Weichen richtig gestellt.
Ich glaube, B2B-Hersteller, -Marken und -Händler brauchen eine Strategie für die digitale Welt, keine isolierte Teilstrategie “Digital” bzw. “Digital-Strategie”. Das ist für mich ein eklatanter Unterschied. Bin aber dabei, wenn du sagst, es gibt nicht “eine” richtige Amazon-Strategie im B2B. In manchen Produktbereichen gilt aber: nicht handeln = Marktanteile kampflos abgeben.